Silja, 9, sitzt am Küchentisch, die zarten Ellbogen auf der alten Plastikdecke, das Kinn in die Hände gelegt und schaut aus dem Fenster. Das eröffnet ihr den Blick auf ein Reihenhaus inklusive dazugehörigem Garten und dem sich kratzenden Hund. Die Sonne steht an der linken oberen Ecke des Fensterrahmens, gerade noch Teil des Geschehens. Sie ist müde und will gerade untergehen, aber Silja muss noch aus dem Fenster sehen.
„Wenn ich Röntgenaugen hätte, könnte ich mich selbst sehen“, denkt sie. Silja glaubt an ein gekrümmtes Universum, in dem man nach einer ausreichend langen Bewegung in eine beliebige Richtung wieder am Ausgangspunkt ankommt. Die Faszination blitzt in ihren Augen auf, sie lächelt. Wieso glaubt sie sowas? Sie löst ihren Blick von ihrem imaginären Hinterkopf und schaut mit genervt wirkendem Ausdruck zu uns auf. „Na weil es lustig ist!“, fährt sie uns leicht entrüstet an, als ob das die klarste Sache der Welt wäre.
Was kann man dagegen noch sagen? Eigentlich nichts. Silja bemerkt unsere Ratlosigkeit und schwenkt befriedigt ihren Blick wieder in die Ferne.